Die Welt, Sonntag, 31. Dezember 2000
Auch deutsche Soldaten verstrahlt?
http://www.welt.de/daten/2000/12/31/1231de212619.htx

Fünftes Leukämie-Opfer im italienischen Balkan-Korps

Berlin mar - Die Bundeswehr untersucht deutsche Soldaten, die im Kosovo im Einsatz waren, auf Strahlenschäden.

Wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums gegenüber WELT am SONNTAG bestätigte, laufen diese so genannten Bio-Monitoring-Untersuchungen, die stichprobenartig vorgenommen werden, schon seit dem vorigen Jahr. Krankheiten, die durch radioaktive Strahlung hervorgerufen sein könnten, habe man an den untersuchten Soldaten bisher nicht festgestellt.

Anlass für die medizinischen Tests sind die Überreste amerikanischer Kanonenmunition, die abgereichertes Uran enthält und während des Kosovo-Kriegs zum Einsatz kam. Nach Angaben aus verteidigungspolitischen Kreisen gab es in dem von der Bundeswehr kontrollierten Gebiet im südlichen Kosovo zunächst 15 Orte, die im Verdacht standen, radioaktiv kontaminiert zu sein. Nach Untersuchungen sei tatsächlich auf zwei Freiflächen sowie bei drei serbischen Panzerwracks erhöhte Strahlung festgestellt worden, heißt es aus sicherer Quelle.

Das spanische Verteidigungsministerium hatte in der vorigen Woche eine Untersuchung aller 32 000 spanischen Soldaten angeordnet, die bisher auf dem Balkan im Einsatz waren. Die Tests sollen Ängste in den Streitkräften zerstreuen, nachdem von tödlichen Leukämie-Fällen bei italienischen Balkan-Rückkehrern berichtet worden war. Gestern starb ein fünfter italienischer Soldat an Blutkrebs.